21.01. – 06.02.2010
Oh je! Da bin ich aber die letzten Tage echt schreibfaul geworden, aber ich genoss meine Tage doch lieber draußen… (hoffentlich verständlich)! Hier also eine Grobzusammenfassung meiner letzten Tage… Ich weiß, es ist viel zu lesen, aber glaubt mir, dass Schreiben war anstrengender! Nachdem ich nun fast vier Monate ununterbrochen ein „englisches“ Leben führe (englisch reden, englisch denken, englisch schreiben), fällt mir manchmal die deutsche Sprache gar nicht mehr so leicht! Wörter verschwinden, Satzstellungen werden in den wildesten Konstellationen fabriziert! Wer also Fehler findet… Sorry!
Jonas aus Dänemark hat uns am 21.01 wieder verlassen. Von uns war keiner Traurig drüber – er vermutlich auch nicht! Wir brachten ihn alle (Sonia, Brooke, Jeremy und ich) nach Hahndorf zum Bus. Aber nicht unbedingt, um ihm eine gute Reise zu wünschen, sondern weil wir ins Café „Chocolate Nr. 5“ wollten. Dort, wie der Name schon sagt, gibt’s alles mit Schokolade. Das witzige ist, dass das Haus mal das Wohnhaus von Sonia & Co. war. Die Bestellung gaben wir also im ehemaligen Schlafzimmer von Brooke auf und den Eiskaffee und die leckeren Waffeln mit Vanilleeis und Schokolade servierte man uns im ehemaligen Schlafzimmer von Sonia und Max.
Danach ging es zum Shoppen nach Mount Barker – nur das Wichtigste wie Zahnbürste, Shampoo, Lotion und Wafflemaker (den wir natürlich gleich zum Abendbrot ausprobieren mussten und seitdem fast täglich im Gebrauch haben…) *lol*
Am 22.01. nahm mich - während der Arbeit - Sonia zur Seite und erwähnte wieder, wie froh sie ist, mich hier zu haben. Dann sprach Sie die „Wilderness Lodge“ an (eine Anlage inmitten eines Schutzgebietes/-Parks, die etwa 100 Leuten Unterkunft, eine Sporthalle, einen Pool und viel Platz für Aktivitäten in der Natur bietet – Wildlife inklusive!) und erwähnte, dass für die Anlage eigentlich mal wieder Marketing betrieben werden müsste und fragte mich, ob ich das nicht gern machen würde?! Bezahlt natürlich. Ich nahm das Angebot natürlich an und werde mich in den nächsten Tagen reinarbeiten…
Da ich die letzten Monate keine Zeit für die „Schönheit“ hatte, bin ich nun endlich mal wieder zum Frisör gegangen und das war super entspannend. Und als ich mit meiner Friseurin (junge Frau, etwa um die 22 Jahre) ins Gespräch kam, erfuhr ich, dass ihre Ur-Ur-Ur-Großeltern aus Deutschland kamen – 1843 sind sie nach AUS ausgewandert, das wusste sie noch, leider nicht mehr woher sie damals kamen…
Um mich im Thema Schlangen und vor allem Giftschlangen weiterzubilden, hat Sonia mit mir nun auch einen Erste-Hilfe- und einen Giftschlangenkurs gemacht, wo wir Fragen wie: „Was machen, wenn man gebissen wird!“, „Wie wirken die einzelnen Gifte!“, „Wie unterscheiden sich die einzelnen Schlangen voneinander?“, etc. behandelt haben. Super spannend und nun weiß ich definitiv, ich mag nicht von einer einzigen gebissen werden! Zu viele Nebenwirkungen…
Am Abend war ich dann mit Brooke auf einer Party in den Hills eingeladen. Die Aussicht von der Veranda ins Tal war atemberaubend. Natürlich war ich die Älteste unter allen (etwa 50 man), was mich so manchmal Schmunzeln ließ. Die meiste Zeit haben sich alle draußen oder in der Küche (wie auch in Dtl. ist die Küchenparty, die Beste) aufgehalten. Und dann gab es noch einen Tanzraum – abgedunkelt, Diskokugel, Musik – in dem doch tatsächlich getanzt wurde. Ich kann mich an keine Party mehr erinnern, bei der wirklich getanzt wurde (Heißt das, ich werde alt?“ :o) Geschlafen haben wir dann im Auto – zum Glück konnten wir den Geländewagen anstatt des Beatles nutzen…
Am 24.01. ging es dann auf, zu einer dreistündigen Autotour nach Coorong an den Strand im Coorong National Park. Doch bevor man den Strand erreicht, muss man riesige Sanddünen durch- und überqueren. Das Wetter war zum Glück schön, die Sonne schien, aber es herrschte ein nerviger Wind, der einem ständig Sand ins Gesicht blies. Natürlich ließen wir uns den Spaß „Sandboarding“ nicht entgehen und blieben bis nach Sonnenuntergang. Noch Tage später fanden wir überall Sand…
Die Tage hier sind super heiß – meist um die 40 Grad – daher haben wir derzeit eine Menge Feuer hier in der Nähe und müssen einige Vorbereitungen treffen. Heute (25.01.) gab es eine Warnung für ein Feuer Nähe Meadows (unter 10 km Entfernung), wofür unsere Echunga Feuerwehr auch ausrücken musste. Das versetzte uns ganz schön in Sorge. Für mich ist es noch sehr schwer, nicht greifbare Dinge, wie ein Buschfeuer in der Nähe, als Gefahr einzuschätzen. Dennoch ist es sehr aufregend, wenn alle geschäftig umher laufen und Vorbereitungen treffen! Da also unsere Feuerwehrautos und die meisten der Feuerwehrmänner ausgerückt sind, blieb nicht viel, um zu trainieren. Da aber morgen „Australia Day“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Australia_Day) ist und die Feuerwehr eine Art Fest veranstaltet, hieß es für uns, die Feuerwehrstation herzurichten.
Der „Australia Day“ ist eher an mir vorbeigezogen, da wir zu viel Arbeit hatten. Außerdem ist heute Kanako (Japan) angekommen. Sie lebt seit einigen Jahren in Brisbane (kommt und geht mit allen möglichen Visas), ist Masseuse und versucht ebenfalls sich in AUS niederzulassen. Sie ist ebenfalls so eine Art Familienmitglied, da sie nun schon das zweite mal hier im Hause Sonia & Co. ist.
Damit unsere Arbeit ein wenig organisierter abläuft (mittlerweile sind wir ja schon drei Arbeiter), hat Sonia uns eine To-Do-Liste geschrieben, damit jeder weiß, was täglich zu tun ist, Sonia nicht ständig mit Fragen bombardiert wird und jeder sieht, was schon erledigt ist. Eine super Idee. So weiß ich wenigstens, was von den Anderen erledigt wurde – das war bisher hier ja immer ein Problem, es gab nie Rückmeldungen, wenn etwas nicht erledigt wurde. Für Kanako und mich war es super einfach die Liste abzuarbeiten. Ich kenne die Jobs und Kanako lernt super schnell, wie etwas geht. Der Einzige, der wieder Probleme hatte, war Jeremy. Anstatt einen Blick auf die Liste zu werfen (letztendlich sind fast nur Putzarbeiten übriggeblieben), ging er wieder zu Sonia, um sie nach dem nächsten Job zu fragen (vermutlich mit der Hoffnung, nicht putzen, dafür mit den Tieren arbeiten zu können!) Einfach nur nutzlos…!
Am Abend, bei einem leckeren Salatmix (Jup, mittlerweile mag ich Salate sehr!), Kartoffeln und Hühnchen, sprach Sonia das Marketing für die Lodge wieder an. Morgen fahre ich zur Lodge, um einen Eindruck von der Anlage zu bekommen. Außerdem will sie mir dann alles erzählen, was ich für’s Marketing benötige.
Mit den Tieren hier (Cabal, dem Hund und Roxy, dem Fuchs) hab ich mich mittlerweile super angefreundet. Cabal singt liebend gern zur Mundharmonika – nicht besonders gut, dafür laut – und liebt Abendspaziergänge zum nächstgelegenen Pub und Roxy liebt es – manchmal – den Bauch und die Ohren gekrault zu bekommen. Langsam versteh ich auch ihre Sprache (Füchse haben über etwa 50 verschiedene Töne) und weiß, wann sie jemanden sehen mag und wann nicht. Manchmal, wenn sie einfach nur genervt ist, dann brauch man nur in ihre Nähe kommen und sie fängt an zu brabbeln. Aber die letzten Tage ließ sie mich immer näher an sich ran und genoss ausgiebiges Bauch- und Ohrenkraulen.
Neben dem alltäglichen Versorgen der Pythons (reinigen, füttern, wässern), hab ich nun auch das „Sexing“ (Feststellen des Geschlechtes) von Schlangen miterlebt. Während ich die kleinen Pythons (27.01.) versorgte, wurde ich mal wieder gebissen. Diesmal wollte mich die Schlange aber nicht gehen lassen und ließ einfach nicht los. Zum Glück sind die noch so klein und haben nicht so viel Kraft wie die Großen. Unsere 2,5 bis 3 Meter großen Olive Pythons sind da schon weitaus gefährlicher. Um die zu versorgen, muss ich meine Hand gut mit einem Schild schützen, andererseits ist ein Krankenhausaufenthalt garantiert. Aber bisher hat das immer gut geklappt und sie bevorzugten die Ratte und nicht meine Hand! Jetzt haben wir auch ein Codewort ausgemacht, was wir rufen, wenn jemand mit den Tieren Hilfe bracht. Da Sonia einmal nur laut Hilfe rief und ich dachte, eine Giftschlange hat sie nun erwischt (dabei hatten sich „nur“ zwei große Pythons ineinander verbissen), fand ich es für Sinnvoller, ein Codewort einzuführen („Hilfe, Schlange!“ wenn es ein Problem mit Schlangen gibt und „Hilfe!“, wenn eine Person mit einbezogen ist!
Am Nachmittag ging es dann mit Kanako und Brooke zum Shoppen nach Hahndorf. In einem Muschelgeschäft kam ich dann mit der Ladeninhaberin ins Gespräch und erfuhr so einiges interessantes über das Muschelgeschäft in Südaustralien. Leider zog dann ein Gewitter auf und wir machten uns auf den Heimweg. Wusstet ihr, dass man sich in Australien während einer Trockenzeit nicht über ein Gewitter freuen kann?! Ich dachte „Schön. Ein Gewitter! Dann kommt Regen, der das Feuer löscht!“ Doch ganz im Gegenteil. Der Regen befeuchtet gerade mal die Oberfläche des Bodens und die Blitze während eines Gewitters können mehr Feuer entfachen und das wenige Wasser am Boden, verdampft sofort…
Außerdem hab ich wieder einige Kuriositäten entdeckt:
Kreisverkehr:
Gesetzlich geregelt - Wenn man in einen Kreisverkehr hinein fährt, muss man rechts blinken, aber wenn man gegenüber wieder herausfährt, braucht man nicht links blinken!
Stadtgeschwindigkeit:
Richtige Ortsschilder gibt es hier in den Adelaide Hills nicht. Wenn eine Region beginnt, steht ein grünes Schild am Straßenrand (nicht zu sehen, wenn es dunkel ist). Gesetzliche Regelung sind 50 km/h. Da es aber kein richtiges Ortsschild gibt, entsteht eine graue Zone und man bracht erst vom Gas gehen, wenn ein Geschwindigkeitsschild auftaucht. Das heißt, durch manche Städte kann man theoretisch mit 100 km/h brausen…
Ungefähre Angaben:
Während wir „ungefähr“, „etwa“ „ca.“ als Angaben für nicht genau definierte Maße benutzen, wird hier einfach ein „-ish“ an die Menge gehangen (10ish = tenish) und das funktioniert auch für Verben, wenn etwas z. Bsp. fast sauber ist (cleanish)!
Die letzten Tage haben wir hier einiges Wildlife erleben dürfen! Eine „Brown Snake“ lebt im Garten (Brooke wäre einmal beinahe draufgetreten) und Frühstück und Abendbrot mit Kangaroos im Garten – 30ish :o) Meter von uns entfernt. Und das ist echt witzig anzusehen. Wir sitzen am Fenster und beobachten die Kangaroos und die Kangaroos sitzen im Garten und beobachten uns hinter der Scheibe sitzend. Und dann, wenn sie gelangweilt sind oder einfach nur satt, hopsen sie davon. (http://www.youtube.com/watch?v=8zV94z0Ji1o)
Am 28.01. ging es dann zur Lodge - super schöne Anlage inmitten der Natur Australiens – bevor wir uns an die Reinigung des Fuchsgeheges machten (was sie uns noch immer übel nimmt – sie hasst Veränderungen!) Außerdem haben wir ihr ein kleines Häuschen reingestellt, was sie als Monster ansah und daher eine Woche lang nicht mehr ins Gehege ging. Vermutlich hat sie deshalb meine guten Schuhe zerbissen… *lol*
Am nächsten Tag ist Jeremy (endlich) abgereist und seitdem läuft unsere Arbeit viel schneller ab. Kanako und ich haben uns super eingespielt und selbst die Liste ist fast nicht mehr nötig. Dennoch bin ich die Einzige, die sich um die kleinen Beardies kümmern darf und soll. Sonia meinte, sie vertraut mir da voll und ganz und alles läuft super. Süüüüüß… Außerdem wurde ich nun auf der Firmenhomepage als offizielles Mitglied mit Foto liebevoll erwähnt (http://reptileresearch.squarespace.com/)!!!
Wir haben nun neue kleine „Dragons“ (4 erwachsene, 10 Babys) bekommen. Die erwachsenen Tiere sind etwa 10 cm „groß“, die 6wochen alten Babys etwa 1 bis 2 cm. Super winzig, aber schon jetzt gute Nahrungsjäger! Leider macht mir mein Rücken momentan echt zu schaffen. Zum Glück ist Kanako da und gibt mir ab und an ein paar Massagen…
Am 30.01. wurde ich von meinem ersten Wwoofing-Host (Bridgewater) zu einer Bollywood-Party eingeladen und ich freute mich riesig, die Familie wiederzusehen. Ich befürchtete erst, ich müsse mir die Bollywood-Filme ansehen, aber zum Glück wurden wir „nur“ indisch eingekleidet und aßen Indisch. Ich lernte eine Menge neuer Leute kennen, aus verschiedenen Ursprungsländern, u. a. auch aus Dtl. Ich, aber auch die deutsche Familie waren erfreut, einfach mal wieder „Deutsch“ zu sein. Danach ging es dann noch auf eine Party von Brooks Freunden (irgendwie mittlerweile auch ein wenig meine Freunde), da Sam sturmfreie Bude hatte. Die meiste Zeit, hab ich mich dann aber am Billiardtisch (erinnert mich ja ein wenig an zu Haus…) aufgehalten!
Nächsten Tag machte ich mich auf eine kleine Sightseeing tour. Erst ging es noch mal nach Hahndorf, dann zur „Beerenberg“ Farm (deutsche Gründer, Herstellung von Marmeladen, Honig, Saucen, etc.) und dann nach Mount Barker, um neue Schuhe zu kaufen (mittlerweile hab ich drei paar Schuhe „verbracht“!
Mittlerweile versuchen wir uns auch ein wenig im Futtertiere-Verkauf (Ratten, Mäuse, Insekten). Dafür züchten wir u. a. Heuschrecken, Kakerlaken, Käfer und Mehlwürmer. Kaum zu glauben, aber ich bereite wirklich Mehlwürmer zum Verkauf vor – mit Anfassen, ohne „Iiiiihhhh!“ Schreien und allem drum und dran. Auch das Züchten von Mehlwürmern bzw. den Käfern, liegt in meiner Hand. Wusstet ihr, dass man aus Mehlwürmern Käfer machen kann und, dass die Käfer wiederum Mehlwürmer produzieren…?
Da wir nun meist zwischen 14 und 15 Uhr mit der Arbeit aufhören und ich Wochenende frei habe – wir arbeiten zu viel – hab ich nun auch wieder mehr Zeit für mich. Nun gehören zu meinen Beschäftigungen u. a. Zeichnen (endlich mal wieder) und Allen (das Pferd). Ich, aber auch er finden das super schön! Das frühe Feierabend machen, verwirrt mich nur ziemlich. Nun hab ich plötzlich so viel freie Zeit zur Verfügung, dass ich einmal mitten in der Woche am Morgen dachte, es sei Sonntag, meinen Wecker ausschaltete und mich ärgerte, dass alle so früh aufstehen und so viel Krach machten. Zum Glück gibt’s bei Verschlafen keinen Ärger…
Die letzten Tage (heute ist der 04.02.) war es wieder ungewöhnlich kalt, regnerisch und windig (um die 17 Grad). Da macht das Arbeiten in den tropisch warmen Räumen wieder Spaß. Leider hatten wir die letzten Tage ein paar Probleme in der Zucht und verloren einige kleine Beardies (Ameisen belagerten das Außengehege) und die besondere Schlange, mit der wir Züchten wollten, ist an ihrer Krankheit verstorben. Somit stirbt für uns hier nicht nur eine Schlange, sondern auch der Traum, etwas ganz besonderes zu erschaffen. Und als wär das nicht genug, ist dann auch noch eine Wasserleitung im Monitorenraum gerissen und setzte den Raum unter Wasser. Zum Glück ist uns das frühzeitig aufgefallen.
Gestern war ich dann zum Parkour Training in Mount Barker und hab mich nun doch mitreißen lassen. Erste Sprünge von einer Mauer zur Anderen (erstmal nicht so hohe Mauern) klappen schon ganz gut und auch der Fitnessteil hat super viel Spaß gemacht. Wird das etwa mein neues Hobby?
Heute (06.02.) war ich dann mit Kanako zur nahegelegenen Goldmiene (naja, eher zu den übriggebliebenen Ruinen im Wald). Am beginnenden walking trail warnte ein Schild vor tiefen Schächten am Wegesrand. Natürlich konnten wir dem Drang nicht widerstehen, kleine Steine in die Schächte zu werfen, um herauszufinden, wie tief sie wirklich sind. Keine Sorge, die Schächte waren alle mit einem Zaun gesichert – reinfallen so gut wie unmöglich! Ein Haupteingang zur Miene ist für die Öffentlichkeit allerdings zugänglich. Ein Schild am Eingang warnt hier, einen Helm und eine Taschenlampe mitzunehmen. Gut, dass wir beides nicht mithatten – so hatten wir eine gute Ausrede, warum wir nicht reingegangen sind (Eigentlich war es der Gedanke an die ganzen Kriechtiere, Spinnen und wer weiß was sonst noch so da drin lebt!)…