Freitag, 16. März 2012

2012-02 Malaysia, Penang - Part 2

18.02.2012

Es stellte sich heraus, dass das Bett ganz okay war, solange man nur auf dem Ruecken schlief. Samstag Morgen standen wir gegen 7.30 Uhr auf (von wegen Urlaub) und genossen das Fruehstueck im Hotelrestaurant. Natuerlich wie im asiatischen Land anzunehmen, servierten sie Curries, Reis, Nudeln, Nasi Lemak (Kokusnussreis, gruene Gurke, gekochtes Ei und Samba). Keine Ahnung wie man am fruehen Morgen so etwas essen kann. Zum Glueck fand ich ein paar Croissants und Marmelade.

Danach machten wir uns chic fuer die Hochzeit. Ich hatte ein limettenfarbenes langes Kleid von einer Freundin geborgt, dass ich mir ueberwarf. Dann fuhren wir zu Tante Winnie's Haus. Das Haus stand in einer besseren Gegend, Haus an Haus mit den Nachbarhaeusern und war 2stoeckig. Bevor man hier ein Haus betritt, muss man seine Schuhe ausziehen. Vor Winnie's Eingangstuer tummelten sich einige Schuhpaare... Die Raeume waren sperrlich bestueckt und die Moebel waren zusammengewuerfelt von alten Moebeln der Geschwister. Vor dem Haus war ein kleiner Vorhof, auf dem normalerweise das Auto geparkt wird, heute stand dort ein mit malaysisch/chiniesischen Kuchen und Rohrzuckergetraenken gedeckter Tisch und ein paar Stuehle. Sobald jemand ein Stueck Kuchen von einem der vielen Teller nahm, wurde sofort aufgefuellt. Ein wenig wie Tischlein-deck-dich. lol

Waehrend wir auf den Braeutigam warteten, fuehrten sie mich im Haus umher, schossen Bilder von uns und der Braut und boten uns Fruehstueck an - Nasi Lamak. *urgh*

Die Hochzeit verlief nach einem ungeschriebenen Plan/Regeln - chinesische Tradition. Und im Endeffekt war die ganze Hochzeit nur fuer die Familie. Die Familie bestimmte, was wann geschah und wie schnell etwas getan wurde. Und jede Tante und jeder Onkel gab seinen Senf dazu. Grausam. Fuer mich wirkte das alles wie ein Rollenspiel des Paares fuer die Familie.

Die Tradition:

Der Braeutigam wurde in einem der zwei Hochzeitswagen vorgefahren – zwei, da das Brautpaar nicht zusammensein durfte, solange sie nicht verheiratet waren. Allerdings war es ihm nicht erlaubt, einfach so auszusteigen. Er musste warten, bis jemand ihm die Tuer aufmachte. Nicht irgendjemand, es musste ein Junge unter 10 Jahren sein, mit einem kompatiblen Sternzeichen zu dem des Braeutigams. Nachdem dieser die Tuer oeffnete, erhaelt er ein 'ang pau' (einen Umschlag mit ein wenig Geld) vom Braeutigam.

Der Vater der Braut laed den Braeutigam dann zu Kuchen und was zu trinken ein. Nur der Braeutigam und seine maennlichen Freunde waren erlaubt am Tisch zu sitzen. Waehrend sie assen, ueberreichte er seiner zukuenftigen Schwiegermutter ein Geschenk - dies war eine runde Holztruhe mit mehreren Schichten, darin waren einige Orangen und einige Flaschen Alkohol. Es ist unhoeflich, alles zu behalten, somit nimmt sie nur die Haelfte heraus und gibt die andere Haelfte zurueck. Nachdem die Maenner einige Stuecke verzehrt hatten, lud der Vater der Braut den Braeutigam ins Haus ein. Dieser setzt sich dann ins Wohnzimmer (ein Stuhl wurde dort bereits plaziert). Von der Braut ist noch nichts zu sehen oder hoeren. Der Junge von zuvor bringt dem Braeutigam eine Tasse Tee, dieser muss die Tasse austrinken und ueberreicht dem Jungen dann erneut ein Geldpaket. Nun darf er die Treppen hinauf gehen und seine Braut erobern. Nach wenigen Minuten kommen sie dann hinunter, Bilder werden geschossen. Beide muessen erneut fuer einige Minuten auf den Stuehlen im Wohnzimmer platznehmen – mehr Bilder werden geschossen. Dann steigt die Braut in ihren Wagen und der Braeutigam in den anderen und alle fahren zur St Anne's Kirche.

Rund 50 Leute nehmen dort platz, Faecher wurden verteilt - die Hitze war fast unertraeglich. Nur vom Sitzen rannte mir das Wasser den Ruecken runter und natuerlich gab es keine Klima hier, nur Ventilatoren. Der Braeutigam betrat die Kirche und wartete auf seine Braut, die nur wenig spaeter vom Vater hinein begleitet wurde. Eine Stunde Gesang und Gebete folgten - natuerlich nach Plan. An einer Stelle nahmen sich alle an die Hand, ein Maedel neben mir ergriff meine und wollte diese fast nicht mehr loslassen. Dann wuenschte jeder allen Personen neben, vor und hinter einem "Der Friede sei mit dir." Natuerlich drehten sich die Leute vor uns auch zu uns um und die Leute hinter uns und neben uns wuenschten dies uns ebenfalls. Ich fuehlte mich unbehaglich. Ich bin nicht religioes und finde das alles ist nur ein sehr unglaubwuerdiges Spiel. Was sagt man also den Leuten, ohne diese Worte nutzen zu muessen und dennoch deren Glauben zu respektieren. Also bedankte ich mich nur. Dann wurden die Ringe uebergeben - waehrend je eine Person neben dem Paar stand und einen Zettel mit dem Geluebde hochhielt. Das Geluebde wurde dann vorgelesen. Ich fand, das war sehr unpersoenlich. Die haben sich nicht mal dabei in die Augen geschaut, als sie sich versprachen fuer immer und ewig fuereinander da zu sein. Dann zuendeten sie zusammen eine Kerze an, 'assen' die Obfergabe (das runde Plaettchen, was ihnen der Priest in den Mund legt) und dann kuesster er die Braut. Nach ein paar geschossenen Fotos, machte sich das frisch vermaehlte Paar mit allen Familienmitgliedern des Mannes auf zum Haus seiner Familie. Dort wurde sie dann offiziell der Familie vorgestellt. Die Familie der Frau durfte nicht dabei sein.

Also machten wir uns wieder auf den Weg zu Winnie's Haus, um zu Mittag zu essen. Es gab einen Mix aus chinesischem, malaysischem und typischem Penang Essen - fried chicken, Curry, asiatische Salate, Schwein und Reis. Einige Familienmitglieder benutzten ihre Haende um den Reis und das Curry zu essen. Als ich danach fragte, erklaerten sie mir, dass Malays traditionell mit Fingern essen. Die Anderen assen mit Loeffel und Gabel. Messer werden hier nicht genutzt. Sie erklaerten mir, dass Malays mit Fingern oder Loeffel und Gabel essen, Chinesen essen meist mit Chopstix. Also versuchte ich mein Fleisch mit Loeffel und Gabel noch ein wenig mehr zu zerteilen - harte Arbeit. Der Vater der Braut verteilte dann kleine Geschenke an alle weiblichen Familienmitglieder - fuenf verschieden grosse Taeschchen sehr schoen verziert.

Dann machten wir uns auf den Weg zum neuen Hotel 'Traders', wo alle Gaeste die Nacht verbrachten - die Feier wird dort im Hotel ebenfalls statt finden. Diesmal nahmen wir die Faehre ueber den Fluss, um dem Stau auf der Bruecke zu entgehen. Dennoch waren die Strassen voll. Wie hier ueblich, war der Verkehr verrueckt. Hupen wurden hier regelmaessig benutzt, als Zeichen fuer "Achtung, ich komme." und "Weg da." und "Du bist viel zu langsam unterwegs." Bill fluchte alle fuenf Minuten. Nachdem wir den Fluss mit der Faehre ueberquerrt hatten und Penang erreichten, wurde der Verkehr noch schlimmer. Die Strassen waren voll, man konnte kaum einen Flecken Strasse erkennen, Auto's dicht an dicht. Auf dem Fussweg erblickte ich einen Mann (Obdachloser), der mit nur einem Badetuch um seine Huefte bekleided war. Er nahm eine Dusche unter dem Wasserstrahl eines kaputten Huedranten. Als er fertig war, lief er ueber die Strasse, bis er zwischen den vielen Auto's verschwand.

Nachdem wir eingecheckt hatten, ging ich mit Lilian und Bill in ein Cafe. Wir brauchten nun dringend einen Eiskaffee. Obwohl mich mein Reisedoktor zuvor gewarnt hatte, hier Eiswuerfel oder Milchprodukte zu trinken, bestellte ich einen Eiskaffee mit Milch, Eis, Eiswuerfeln und Sahne. Es schmeckte gut, konnte also nicht schlecht fuer mich sein, oder? Nur wenig spaeter gurgelte es in meinem Bauch dramatisch. oh ohh. Zum Glueck hielt das komische Gefuehl nicht sehr lang an...

Gegen 18 Uhr war dann die Tee Zeremony angesetzt. Ich trug mein rotes Abendkleid und hoffte, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte - ich wollte aus Respekt nicht zu viel Haut zeigen. Als wir den Vorsaal erreichten, warteten schon einige Leute. Und innerhalb der naechsten Stunde, trafen rund 500 Gaeste ein. Solange wir warteten, reichten sie Getraenke und eine Gruppe junger Maenner spielte klassische chinesische Musik. Dann endlich traf auch das Brautpaar ein, somit konnte die Tee Zeremony beginnen. Alle begaben sich in einen recht kleinen Raum (die Familie nahm im Raum platz, alle anderen Gaeste durften von der Tuer aus zuschauen). In der Tee Zeremony wird nun der Mann der Familie der Frau offiziel vorgestellt. Zuerst nimmt der aelteste maennliche Verwandte mit Partner platz. Das frisch vermaehlte Paar ueberreicht ihnen ein Schaelchen Tee und ein kleines Geschenk. Nachdem sie den Tee getrunken und das Geschenk akzeptiert haben, erlauben sie dem Braeutigam sie bei dem Vornamen anzusprechen (jemandem bei dem Vornamen anzusprechen wird in manchen Kreisen als unhoeflich bezeichnet). Danach ueberreichen sie dem verheirateten Paar einen Umschlag (ang pau) mit ein wenig Geld. Dies ging fuer etwa eine halbe Stunde so - aelteste maennliche Verwandte, dann aelteste weibliche Verwandte usw. Danach durfte sich das Paar hinsetzen und alle Verwandten die juenger waren als sie stellten sich dem Paar vor - die Rangfolge war die Selbe. Da Johan der Aelteste war, war er als erster an der Reihe. Johan's Familie deutete, dass ich ebenfalls mit ihm nach vorne treten sollte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich, worum es bei dieser Zeremonie ging. Obwohl ich mich weigerte, schoben sie mich nach vorn. Das Paar erklaerte uns, dass wir sie Schwester Imelda und Bruder Vincent nennen koennen. Wir erwiederten das Gleiche mit unseren Namen. Dann ueberreichten sie uns je ein 'ang pau'. Wir bedankten uns und setzten uns wieder. Spaeter schauten wir in den Umschlag und fanden RM8 (EUR 2). lol

Nachdem die Zeremonie beendet war, oeffneten sie die Tueren zum Saal, wo wir rund 40 gedeckte Tische mit je 9 Stuehlen vorfanden. Auf dem Tisch befand sich ein riesiger Drehteller, Blumen, chinesisches Geschirr, Chopstix (und Chopstix als Geschenk zum Mitnehmen), eine kleine rote Box (in der befand sich ein Stueck des Hochzeitskuchens) und ein Strauss Kuchen (Ja das ist richtig. Ein Strauss Kuchen! Eine Kugel Kuchenteig um die Spitze eines Holzstocks gebacken und mit Zuckerguss verziert, hergerichtet wie ein Blumenstrauss). Wir nahmen alle platz, ich hatte einen guten Blick auf die Buehne und den Tisch des Brautpaares. Als das Brautpaar auf dem roten Teppich herein kam, schmissen wir Blumenkonfetti und Reis. Waehrend Bands Musik spielten - erst malaysische und kantonesische, dann englische Songs - brachten sie 8 verschiedene Gerichte auf den Tisch.

1) Prawn Salat mit Fruechten, kross gebratene Entenstuecke, Qualle, baby Octopus und Huhn.

2) Doppelt gekochte Huehnersuppe (das Huhn hat angeblich weisse Federn, aber die Haut ist schwarz) mit getrockneten Jakobsmuscheln, Fischeiern und Bamboomark.

3) Knochenloses Huhn mit chinesischer BBQ Sauce und frittierten Zwiebelringen.

4) Geschmorte mexikanische Abalone mit schwarzen Pilzen und Brokoli.

5) Im Wok fritierte Prawns in Cheddar.

6) Geduensteter Grouper (Zackenbarsch) in Soy Sauce.

7) Krosse Eiernudeln (Sang mee) mit Seafood.

8) Doppelt gekochte Meereskokusnus mit 'Snow Fungus' (Silberohr Pilz) - Nachtisch.

Ich probierte alles, auch wenn einige Dinge sehr komisch aussahen oder komisch rochen. Aber wann bekommt man schon mal die Moeglichkeit, ein schwarzes Huhn oder Qualle zu essen!?

Waehrend des Essens, stiessen wir alle auf's Brautpaar an. Tradition ist es hier, laut 'yum seng' (Prost) zu rufen, waehrend sich das Paar kuesst - das soll viel Glueck bringen. Je laenger die Gaeste 'yuuuuum' sagen, desto laenger muessen sie sich kuessen. Der Raum wurde lange vom 'yum'en erfuellt, bevor dann alle lautstark 'seng' riefen. Die Musikrichtung aenderte sich am spaeteren Abend sehr - sie spielten 'Take me home, country road' und 'YMCA' usw. Jeder sang mit und viele tanzten auf der Tanzflaeche. Da Johan's Familie ihn gerne tanzen sehen wollte, zeigten wir ihnen einen cha cha. Jeder schaute uns zu und applaudierte danach. Da ich noch immer mit meiner Erkaeltung kaempfte, entschieden wir uns dazu, gegen Mitternacht ins Bett zu gehen - die Party ging auch ohne uns weiter...

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